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Kinder schlafen sich schlau

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September 19, 2014
PreetzRedakteur

Kinder schlafen sich schlau

Eltern sollten gewissenhaft darauf achten, dass ihre Kinder immer ausreichend Schlaf erhalten. Denn gerade Kinder benötigen diesen dringend, um am nächsten Morgen wieder frisch ausgeruht zu sein. Jetzt haben deutsche Forscher aber herausgefunden, dass besonders der tiefe Schlaf von enormer Bedeutung ist, weil während dieser Phase der wichtige Lernschritt von unbewusst aufgenommenem zu explizit verstandenem, abrufbarem Wissen absolviert wird. Der besonders tiefe Schlaf bei Kindern ist für diesen Prozess optimiert und daher am besten für das Überschlafen neuen Wissen geeignet.

Ein Nickerchen zwischendurch

In einem Test schnitten Probanden, die nach einer Lernaufgabe ein Nickerchen machen durften, besser ab, als diejenigen, die nicht schlafen durften. Das hängt damit zusammen, dass beim Schlafen Erlerntes gefestigt und aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis übertragen wird. Studien belegen, dass sich dabei in unserer Hirnrinde, wo sich das Langzeitgedächtnis befindet, neue Nervenverbindungen angelegt werden.

Tests mit Kindern deuteten bisher darauf hin, dass dieser Schlafeffekt bei ihnen nicht so deutlich zu erkennen ist. Der Unterschied der Gedächtnisleistung von Kindern für bestimmte Bewegungsaufgaben, aber auch für gelernte Fakten war nur sehr gering zwischen denjenigen, die während der ganzen Zeit wach blieben und denen die zwischendurch schlafen durften.

Allerdings haben Ines Wilhelm und ihre Kollegen von der Universität Tübingen herausgefunden, dass Schlaf bei Kindern eminent wichtig ist, um implizit, unbewusst Erlerntes in explizit bewusstes Wissen umzuwandeln. Durch diese Transformation verwenden Kinder beispielsweise nicht nur instinktiv den richtigen Satzbau, sondern können sich zudem bewusst machen, wie der Satzbau grammatikalisch aussieht.

Die enorme Bedeutung von Tiefschlaf

Bisher wurde lediglich vermutet, dass eine ganz bestimmte Schlafphase, der sogenannte Slow-Wave-Sleep (SWS), für die Umwandlung von implizitem in explizites Wissen entscheidend sein könnte. Ines Wilhelm weiß, dass Kinder generell einen tieferen Schlaf haben und bis zu drei Mal mehr Zeit im Slow-Wave-Sleep verbringen. Um zu klären, ob sich dieser Unterschied zu Erwachsenen möglicherweise auch auf die Transformation zum expliziten Wissen auswirkt, haben die Forscher eine Studie durchgeführt. In dieser Studie mussten 35 Kinder zwischen 8 und 11 Jahren und 37 junge Erwachsenen eine Aufgabe absolvieren, bei der es um eine schnelle Reaktion und das Lernen eines Ablaufs ging. Während die eine Hälfte der Probanden die beiden Testreihen an einem Tag ohne zu schlafen durchführte, durfte die andere Hälfte den ersten Teil am Abend und den zweiten Teil am Morgen des nächsten Tages erledigen. Das Ergebnis viel eindeutig aus. Die Kinder, die zwischen den beiden Testreihen über Nacht schlafen durften, konnten die mit Abstand besten Ergebnisse vorweisen. Die Kinder, die sich zwischendurch nicht ausruhen durften, hatten die schlechtesten. Aus diesen Ergebnissen schlussfolgerten die Forscher, dass der tiefe Schlaf bei Kindern wesentlich effektiver dafür sorgt, dass neue Lerneindrücke aktiv in bewusste Erinnerungen umgewandelt werden.

Kinder lernen im Schlaf

Gerade die Tiefschlafphase ist bei Kindern besonders ausgeprägt, damit diese neu Erlerntes und bewusst Aufgenommenes effektiv in neues Wissen umwandeln können. Kinder benötigen ausreichend und guten Schlaf, damit wesentliche Lernprozesse des Gehirns gefördert werden.

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